Seit fast 30 Jahren sind Ost und West eins und dennoch herrscht großer Frust in beiden Teilen. Und dafür gibt es Gründe. Nach der Öffnung der Grenzen haben Manager aus dem Westen die neuen Länder regelrecht überfallen und ausgenommen. Die volkseigenen Betriebe wurden von der Treuhand verscherbelt. Die „Investoren“ haben sogar noch Förderungen abgeschöpft und dann die Betriebe in den Ruin getrieben, um sie dann zu schließen. Die Beschäftigten haben die Zeche gezahlt, die Investoren sind weitergezogen – mit den Fördergeldern.

Postengeschacher unter Wessis

Ostdeutsche hatten nicht viel zu melden, denn die meisten Posten wurden mit Leuten der BRD besetzt. Die Ostdeutschen hatte nicht die Chance, ihr eigenes Land zu gestalten. Dabei waren sie satt von der Tatsache, dass ihnen dauernd jemand sagt, was sie zu tun und lassen haben. Dazu mussten sie sich noch verspotten lassen. Ungleiche Renten und Löhne werten sie zusätzlich immer wieder ab.

Viele junge Ostdeutsche haben sich in den Westen aufgemacht. Andere haben ihren Job und damit ihre Existenz verloren. Sie waren in einem Alter, in dem sie keinen Job mehr bekommen haben. Der „Ernährer“ konnte seine Familie nicht mehr versorgen. Tagesstätten wurden geschlossen und Mütter konnten ihre Kinder nicht mehr unterbringen. Sie mussten auch ihren Job aufgeben.

Viele gebrochene Biografien

Und so entstanden Brüche in den Biografien der Bürger, die Ende der 80er zwischen 45 und 60 Jahre alt waren. Die Euphorie endete in einer Arbeitslosenquote von bis zu 30 % in den neuen Ländern. Ihr Leben hat sich gravierend geändert, meistens zum negativen. Dabei wollten sie nur Freiheit und nicht am Tropf des Staates und seinen Almosen.

Dann hat sich die Verlustangst eingestellt und jede Veränderung verstärkt diese. Globalisierung, Digitalisierung und Zuwanderung werden als potentielle Gefahren gesehen. Das Gefühl widerspricht den Tatsachen. Man fühlt eine höhere Kriminalität obwohl die Zahlen sinken. Politik sieht weg und rechte Fanatiker nutzen das. Sie schüren die Angst und viele sehen keine Alternative und schließen sich an. In Ostdeutschland sind relativ wenige Ausländer, rechte Gruppen aber relativ häufig. Trotzdem ist die Angst da, wird aber nicht ernst genommen. Das stört die Betroffenen und der Zulauf nach rechten Gruppen wird größer. Die Leute glauben nicht mehr an Merkels Spruch „Wir schaffen das“. Derartige Mantras nehmen keine Ängste und unterbinden auch nicht die geschürten Ängste.

Die Rechten fokussieren alle Probleme auf Flüchtlinge. Dabei haben wir viel größere Baustellen: Bildung, Verkehr, Rente, Pflege, um nur einige zu nennen. Das Flüchtlinge nicht unser Verkehrschaos verschuldet haben, ist offensichtlich. Die wenigsten Flüchtlinge oder Asylanten haben überhaupt ein Auto.

Und Ostdeutsche meinen: Integriert doch erst mal uns, statt immer über die Integration von Zuwanderern zu sprechen. Man könnte aber auch die Wessis im Osten integrieren oder beides.

Wir sind das Volk!

Das traurige Fazit ist: Eine territoriale Vereinigung ist erfolgt, eine gesellschaftliche Vereinigung noch nicht. Unsere Politiker haben blühende Landschaften versprochen. Dann kam die Endtäuschung. „Wir sind das Volk“ hat man bekundet und damit eine friedliche Revolution in Gang gesetzt. Jetzt ist das Volk, die die alles angestoßen haben, der Verlierer. Nur mit Geld und einer Infrastruktur kann man sich keine Zufriedenheit erkaufen. Die Menschlichkeit trägt wesentlich dazu bei. Die Befindlichkeiten der Bürger müssen in den Fokus. Sonst wendet man sich  von der Politik ab und schließt sich Protestgruppen an.

Dramatik der vielfachen Veränderung bringt ein Gefühl, die Heimat würde genommen. Viele sind zu tiefst verunsichert, und im Osten kommt noch die Vielzahl der Veränderungen in den letzten 25 Jahren dazu. Die Westdeutschen reagieren etwas anders, weil sie eine andere jüngere Geschichte haben. Sie sind aber genau so enttäuscht von der Politik. Die Demokratie im Osten hat gerade erst begonnen und muss noch erlernt werden. Im Westen muss sie wieder erlernt werden. Demokratie heißt aber Beteiligung und man sollte den Wählern eine Gelegenheit dazu geben. Stattdessen wird Politik ausschließlich für Banken und Konzerne gemacht. Der eigene Machterhalt steht auch über den Willen des Volkes. Solange keine Waffengleichheit zwischen Politik-Elite und dem Fußvolk hergestellt ist, geht es weiter bergab.

Unsere Staatslenker müssen eine gute und faire Politik machen. An deren Ende müssen Ergebnisse und Lösungen stehen. Das gilt nicht nur für Ostdeutschland.

Weitere Fakten in meinem Buch, meine persönliche Homepage ist hier.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus
Bitte füllen Sie dieses Feld aus
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Sie müssen den Bedingungen zustimmen, um fortzufahren

Menü